Haj, Epigrammatiker!

4. März 2010 - Leave a Response

Epigrammwettbewerb beendet, Sieger gekürt.

Insgesamt 38 Dichter und Dichterinnen beteiligten sich mit insgesamt 79 Werken am Epigrammwettbewerb von Radio International am Schwarzwasser. Die meisten Einsendungen kamen aus der Region, leider war kein Epigramm in sorbischer oder Polnischer Sprache darunter. Heidelberg war der fernste Ort, aus dem ein Epigramm via Email abgeschickt wurde, aber es waren auch Hallenser, Leipziger und Dresdner unter den Einsendern.

Die Themenpalette ist breit und bunt gefächert, wobei einige Thematiken verstärkt bedient wurden. So wurde die hohe Politik, oder zumindest halbhohe, etliche Male witzig aufgespießt. Insbesondere der derzeit amtierende Außenminister inspirierte gleich drei Epigrammatiker, darunter auch den 1. Preisträger. Etwas weniger angriffslustig zeigte sich eine Dichterschar, die mit einigermaßen praktikablen Tipps zur Alltagsbewältigung glänzte. Und nicht zuletzt wurde ein spezifizierter Weltschmerz thematisiert, so in Sonderheit der Verlust der Individualität in einem von Werbung und TV dominierten massenkulturellen Umfeld, das auf den kleinsten und dümmsten Nenner die Konsumenten einschwört und zusammenschrumpfen lässt.

Das RIAS gratuliert den Preisträgern, dankt allen Teilnehmern für die rege Beteiligung und wünscht weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Epigrammieren.

1.   Preis Bernhard Theilmann aus Dresden

westerwelles ausflug

verbiestert schlurft das unikumum
seinen eignen schatten rum

und lichtert dabei innerlich:
Im zentrum bleibe immer ich

2.   Preis Andreas Krampf aus Bautzen

Das eigene Denken längst verschlissen,
der Faden zum Sein bald gerissen,
leise, leise, reih dich ein,
du willst doch nicht alleine sein.

3.   Preis Thomas Stern aus Seifhennersdorf

Was macht einen Wasserberg zur Westerwelle?
Des Geistes Helle,
des Wortes Schnelle,

oder des Hirnes Delle?

3. Preis Ute Gnauck aus Zittau

Ein Mensch, das ist des Teufels List,
möcht anders sein oft als er ist.
Und so entsteht gelegentlich
der Wunsch danach: „Ach, wäre ich……“

Von Andreas Grypius aus Glogau

22. März 2010 - Leave a Response

Auf den Stutzer Cincium

Daß Cinc in güldner Tracht stets ankommt, nennt ihr Pracht:
Ich Armut. Er hat nur dieses Kleid in seiner Macht.

Von Thomas Stern aus Seifhennersdorf

18. März 2010 - Leave a Response

Was macht einen Wasserberg zur Westerwelle?
Des Geistes Helle,
des Wortes Schnelle,
oder des Hirnes Delle?

Von Klopstock aus Quedlinburg

16. März 2010 - Leave a Response

Der alte und der neue Faust.

Was man erzählt von Doctor Faust,
Ist weiter nichts als Lug der Möncherei;
Die Dichtung, die vor uns in wilden Dramen braust,
Wie Windsbraut saust, von Doctor Faust,
Ist, bei den Alten! lediglich,
Kraft männiglich
Verwünscht Geschrei
Der traurigen Genieerei.
Ob’s Alte oder Neue besser sei,
Zu schlichten, wär‘ Bockmelkerei.

Von Johanna Ruschke aus Rietschen

16. März 2010 - Leave a Response

I
Ein Hundeschwanzgewedel endet manche Fehde,
als mancher Mensch  mit stundenlanger Rede.

II
Menschen werden schlecht und schuldig,
weil sie mit Schulden ungeduldig.

III
Man kann das Heute nicht erkennen,
will man das Gestern nicht benennen.

Von Brita Stern aus Seifhennersdorf

15. März 2010 - Leave a Response

I
So schön und groß ist diese Welt,
nur nutzt mir’s nichts, ich hab kein Geld.

II
Viel schöner könnte das Leben hier sein,
mit etwas mehr Wahrheit und weniger Schein.

Von Bernhard Theilmann aus Dresden

11. März 2010 - Leave a Response

westerwelles ausflug

verbiestert schlurft das unikum
um seinen eignen schatten rum
und lichtert dabei innerlich:
Im zentrum bleibe immer ich

Von Franz Grillparzer aus Wien

11. März 2010 - Leave a Response

Dichterheiraten

Heiratet reich, es gereuet nie,
Doch bald, eh der Lorbeer im Welken,
Um, wenn ausgemolken die Poesie,
Die Kuh im Hause zu melken.

Von Karl-Heinz Gnauck aus Zittau

11. März 2010 - Leave a Response

Stirbt wer, dann ist stets zu lesen,
wie  g u t  doch der Mensch gewesen.
Und man fragt sich irgendwie:
sterben Bösewichter nie?

Von Ramona Sittner-Achepong aus Heidelberg

10. März 2010 - Leave a Response

An einen unwilligen Galan

Was bin ich bloß für ein Narr,
platonisch, war für dich doch immer klar.
Gefühlen zolltest du keinen Respekt,
pardon, ist dies nicht etwas suspekt?

Von Gisela Kaschpork

10. März 2010 - Leave a Response

HARTZ IV

Hilfe durch alle Institutionen!
Arbeit von allen Seiten!
Rechtschaffenheit oder Ruhigstellung!
Trost und
Zuwendung!

Festgestellt!

Sassa und Sussu, die beiden Damen,
waren bekannt mit Felix Krull.
Die Haarpracht der Sissi sprengte den Rahmen,
ihr Leben endete nicht gerade toll.
Und Sesse gab es tatsächlich.
In Westindien fungierte er als Patriarch.
Das Reich der Sosso, es ist unglaublich,
im frühen Guinea gab´ s dies auch.

A – E – I – O – U – Oho – Ach so!